Rotwein und Käse kombinieren
Jeder von uns entspannt doch gerne am Abend bei einem leckeren Rotwein und Käse. Das passt doch eigentlich immer, oder?
Oder? In Wahrheit ist die Kombination von Rotwein mit Käse gar nicht so einfach. Viele Rotweine übertünchen den Geschmack des Käses oder ihr Geschmack wird verfälscht, wenn sie zu Käse serviert werden. Das liegt zum einen an den Tanninen im Rotwein, die zu vielen Käsesorten nicht gut passen.
Deshalb ist es häufig so schwierig, Rotwein zum Käse zu reichen. Und daher passen Weißwein oder Bier oft besser.
Selbstverständlich können Sie auch Rotwein zur Käseplatte einschenken. Solange Sie die folgenden Faustregeln beachten. Bevor Sie also die teure Flasche Rotwein öffnen, die Sie aus dem Urlaub in Italien oder Frankreich mitgebracht haben, lesen Sie erst einmal weiter.
SCHWER ZU KRÄFTIG
Viele der Rotweine, die wir trinken, sind trocken und schwer. Diese Weine passen in der Regel gut zu Fleisch oder rare gebratenen Steaks, nicht jedoch zu Käse. Schwere Weine können leichtere Käse wie Brie schnell übertünchen.
Wenn Sie Ihren schweren Wein aber gerne zu Käse trinken möchten, wählen Sie kräftigere, gereifte Käse wie beispielsweise einen köstlich gereiften Gouda oder Cheddar. Gereifte italienische Käse wie Parmesan, Pecorino oder Grana Padano vertragen sich auch gut mit einem schweren Rotwein.
DIESE DOMINANTEN TANNINE
Die meisten Rotweine enthalten Tannine, die aus der Traubenhaut stammen. Der Tanningehalt von Rotweinen unterscheidet sich stark. In jungen Weinen finden sich häufig hohe Konzentrationen, die in der Regel mit zunehmender Reife abnehmen.
Es sind die Tannine, die es ermöglichen, dass der Wein über viele Jahre reift. Das sehen wir beispielsweise bei den italienischen Barolos, deren Tanningehalt sehr hoch ist, wenn sie jung sind, die jedoch mit zunehmender Reife weicher und aromatischer werden.
Weine mit einem hohen Tanningehalt passen sehr gut zu gereiftem Käse mit starkem Aroma. Die Tannine im Wein verbinden sich mit den Proteinen und Fetten im Käse und spülen nach jedem Bissen sorgfältig den Gaumen. Bei jüngeren Käsen verbinden sich die Tannine jedoch zu stark mit dem reichhaltigen Aroma, sodass der Käse kreidig und metallisch schmeckt.
LEICHTER ROTWEIN ZU LEICHTEM KÄSE
Wenn Sie eine Auswahl leichter Käse servieren, wie beispielsweise Brie, Rotschmierekäse oder Weißschimmelkäse, können Sie dazu gut einen leichten, fruchtigen Rotwein kombinieren. Der Pinot Noir oder der Gamay sind dafür wunderbar geeignet – und mit einem leichten Burgunder oder Beaujolais, beide aus dem Nordosten Frankreichs, liegen Sie ebenfalls selten daneben.
Wenn Sie es spritzig mögen, probieren Sie es doch einmal mit einem italienischen Lambrusco zum leichten Käse. Damit meinen wir aber nicht den übermäßig süßen, billigen Lambrusco, sondern die hochwertigeren Sorten aus dem italienischen Weinanbaugebiet, bei denen sich meist die Qualität auch im Preis widerspiegelt.
KÄSE MÖGEN ES SÜSS
Häufig werden Trauben, Rosinen oder Trockenobst zu Käse serviert. Und das aus gutem Grund: Käse liebt süße Begleitung. Das gilt auch für Wein – auch wenn er rot ist.
Der Amarone ist deshalb ein ausgezeichneter Käsewein. Denn dieser Rotwein wird aus getrockneten Trauben gewonnen, die ihm eine Schwere und Süße verleihen. Denken Sie aber auch hier daran, Käse auszuwählen, die zu dem schweren, aromatischen Wein passen. Der Nachteil ist allerdings, dass ein guter Amarone meist relativ teuer ist.
Sie können auch aufs Ganze gehen und einen richtig lieblichen Rotwein zur Käseplatte reichen. Es gibt so viele wunderbare rote Dessertweine – einige davon sind sogar relativ sauer, was ein weiterer Vorteil ist –, die in der Regel ziemlich gut zu kräftigem Käse und Blauschimmelkäse passen, weil dort die Süße die Salzigkeit ausgleicht.
Aufgespritete Weine wie Portwein, Sherry oder Madeira vertragen sich auch sehr gut mit reichhaltigen Käsen. Klassisch kombiniert werden englischer Stilton und Portwein, aber auch andere Blauschimmelkäse schmecken wunderbar zu einem Glas lieblichen, aromatischen Portweins.
GLEICH UND GLEICH
Eine weitere nützliche Faustregel lautet, dass die Stile von Käse und Wein zusammenpassen müssen. Je ungewöhnlicher ein Wein ist, desto ungewöhnlicher kann der Käse sein, den Sie dazu reichen. Zu einem leichten Käse sollten Sie am ehesten einen leichten, natürlichen Wein servieren.
Wenn Sie jedoch einen alten, gereiften Rotwein anbieten möchten, wie zum Beispiel einen klassischen alten Bordeaux, sollten Sie dazu einen eleganten und festen gereiften Käse reichen. Die beiden alten Burschen gehen Hand in Hand und passen perfekt zusammen.
Haben Sie einen süßen, fruchtigen Wein mit schwerer Beerennote? Dann servieren Sie ihn doch einmal mit einem sehr „käsigen“ Käse. Das kann zum Beispiel ein gereifter Brie mit Ammoniaknote sein.
IMMER WIEDER EXPERIMENTIEREN
Sie sehen, es gibt viele Möglichkeiten und mögliche Fallstricke. Am besten sind Sie daher beraten, wenn Sie immer experimentieren. Wenn Sie möchten, können Sie mehrere unterschiedliche Weine servieren. Das erhöht Ihre Chancen, eine passende Kombination zu finden.
Es ist auch eine gute Idee, sowohl den Käse als auch den Wein vor der Auswahl zu testen. Haben Sie noch eine geöffnete Flasche von diesem wunderbaren italienischen Rotwein, den Sie vor Kurzem zum Steak oder zum Abendessen mit Pasta getrunken haben? Probieren Sie ihn zu ein wenig Käse. Passt das gut zusammen? Oder sollten Sie zum Käse besser etwas anderes anbieten?
Verlassen Sie sich schlussendlich ganz auf Ihre Geschmacksknospen. Denken Sie vielleicht daran, dass es viel zu schade wäre, den Geschmack eines ausgezeichneten Weins oder eines wunderbaren Käses durch eine unglückliche Kombination zu ruinieren, weil Sie es nicht abwarten können, gerade diesen Wein oder Käse zu probieren.